1979-2005: VON DER SCHWEIZ NACH MAINZ UND DANN NACH KÖLN
1979 kehrte Hanns Dieter Hüsch nach Mainz zurück, wollte wieder seine Familie um sich haben. Doch es kam anders: Marianne, schon seit Jahren nicht gesund, erkrankte unheilbar. Die Situation erinnerte Hüsch an die der eigenen Mutter und er leidet mit. Später wird HDH in einem Interview sagen, dass ihm vor allem anderen zu schaffen machte, seiner Frau die letzten unbeschwerten Jahre ihres Lebens genommen zu haben. Alles Hoffen und Bangen half nichts: seine 'Frieda', Heldin so vieler Hüsch Geschichten, starb wenige Tage nach Hüschs 60. Geburtstag - nicht ohne Grund trug sein damaliges Programm, das zu seinem erfolgreichsten überhaupt wurde, den Titel ‘Und sie bewegt mich doch’.
1988 lässt Hüsch nach vierzig Jahren erst das Rauchen und danach auch seine Wahlheimat Mainz hinter sich, bleibt dem Rhein aber ein drittes Mal treu, und zieht nach Köln. Zurück nach Moers (seine "Kinderstadt", wie er es nannte) wollte er nicht, denn er ahnte "in Moers fängt mein Lebensabend an und so weit bin ich noch nicht”. Seinen Abschied von Mainz dokumentierte er in dem ZDF-Fernsehfilm ‘Abschied von einer Stadt’, der wiederum in dem Buch ‘Und fordere mich mochmals zum Tanz’ portraitiert wurde. Ab 1990 beendete HDH das Schreiben neuer Programme, entwickelte nur noch kleine Episoden und Geschichten, und führte seine Bühnenauftritte in den Charakter von Lesungen mit Orgelbegleitung über. Zur Pflicht für ihn wurde es, in jedem Jahr mindestens ein Buch zu veröffentlichen: über den Niederrhein, die Natur, das Kochen, Gott oder einfach nur mit seinen aktuellen Texten.
HDH, der Zeit seines Lebens für ein tolerantes, nicht rechthaberisches Christentum eingetreten war, engagierte sich in den 1990er-Jahren verstärkt konfessionell (z.B. auf Kirchentagen) und wandte sich immer öfter dem Thema ‘Kirche und Glauben’ zu. Und Gott hatte tatsächlich eine Belohnung für ihn parat, brachte Hüsch die ‘Chrise’, wie er seine zweite Ehefrau Christiane Rasche-Hüsch scherzhaft nannte. Diese half ihm dann während seiner eigenen Krebserkrankung, die Hüsch gegen Ende der 1990er Jahre zu einer Bühnenpause zwang, half ihm während der harten Therapie, gab ihm neue Kraft, als ihm das Gehen immer schwerer fiel, und so konnte Hans Dieter Hüsch im Jahre 2000 als dienstältester deutscher Kabarettist mit “Wir sehen uns wieder” seine umfangreiche Abschiedstournee absolvieren, die im Dezember 2000 mit bewegenden Auftritten in Moers und Köln zu Ende ging.
Hanns Dieter Hüschs durch Behandlung und Therapie geschwächter Körper war indes anfällig geworden. Kurz bevor er sich seinen letzten künstlerischen Lebenstraum erfüllen durfte (die lang erhoffte Darstellung des “König Lear” am Staatsschauspielhaus Dresden) erlitt Hanns Dieter Hüsch im November 2001 einen Schlaganfall, von dem er sich nie wieder wirklich erholen konnte. Seine dreifachen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führten sogar dazu, dass Hüsch fortan in der Öffentlichkeit nicht mehr präsent sein konnte. Allerdings veröffentlichte er noch weitere Bücher. Vor allem sein künstlerisches Vermächtnis lag ihm am Herzen. Unter Mithilfe seiner Ehefrau und der Mitwirkung seines Freundes Moses Pankarz erschien im Oktober 2003 unter dem Titel ‘Zugabe’ ein mehr als 600 Seiten starkes Werk mit bislang unveröffentlichten Texten; HDHs umfangrechstes literarisches Werk..
Zu seinem 80. Geburtstag im Mai 2005 erfuhr HDH dann besondere Ehrungen, darunter einen, von Bundespräsident a.D. Johannes Rau gestifteten, Stern auf dem Mainer ‘Walk Of Fame des Kabaretts’, eine große TV-Hommage mit vielen Weggefährten und eine lange Radionacht. Sein Gesundheitszustand erlaubte es dem Kleinkunstveteran jedoch nicht, bei den verschiedenen Geburtstags- veranstaltungen dabei zu sein. Hüsch blieb mit seiner Christiane im Haus nahe der Werfermühle im Windecker Ländchen und nun kamen Freunde und Bekannte zu Besuch.
“Was ich im Leben gemacht habe oder gemacht haben könnte” hatte er im Buch ‘Was machen wir hnterher?’ Martin Buchholz erzählt “ist, glaube ich, nichts anderes als der lebenslängliche Versuch, dem Menschen auf ganz unterhaltsame Weise behutsam klar zu machen, dass er sterben muss.” Am frühen Morgen des Nikolaustages 2005 war es, nach mehr als vier schweren Jahren, auch für ihn soweit: Hanns Dieter Hüsch verstarb genau sieben Monate nach seinem 80. Geburstag.
Hüschs Körper fand, unter großer Anteilnahme seiner vielen Freunde, von Wegstreckenbegleitern und ganz normalen Menschen, seine letzte Ruhe in einem Ehrengrab auf dem Hülsdonker Zentralfriedhof seiner Geburtsstadt Moers, deren Ehrenbürgerschaft er sieben Jahre zuvor verliehen bekam. In Moers selbst wurde kurz nach seinem Tode zuerst die Zentralbibliothek nach Hanns Dieter Hüsch benannt und 2007 sogar ein Platz im Stadtinnern. Auch in Mainz ehrte man Hanns Dieter Hüsch und nannte einen Weg auf dem Campus der Johannes-Gutenberg-Universität in der Nähe von Bretzenheim nach ihm.